Suchtprävention und Soziale Arbeit mit der Natur
Wildnispädagogik ist ein ideales Instrument, um die soziale und präventive Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu erweitern. Die heilsame (und kostenlose!) Ressource Natur in achtsamer Weise zu erschließen, gibt Kindern und Jugendlichen in schwierigen Lebenssituationen die Möglichkeit, Resilienzen neu auszubilden und zu verstärken.
Die Kraft der Gemeinschaft in Wildniscamps, die gemeinsam das Leben draußen bewältigt, fördert Selbstwert, den Glauben an Selbstwirksamkeit, Konfliktfähigkeit und gibt Geborgenheit.
Die Begleitung durch Erwachsene gibt Orientierung und lässt Raum für angemessenes Kind-Sein, wovon in besonderem Maße Kinder aus suchtbelasteten Familien profitieren können. Suchtpräventive Ressourcen werden auf ideale Weise im Sinne der Gesundheitsförderung und Lebenskompetenzförderung entwickelt und unterstützt. Das Wildniscamp kann für viele auch ein spannender suchtmittelfreier Erfahrungsraum sein, da hier weder Alkohol noch Drogen akzeptiert werden und per se ein medienfreier Raum geboten wird.
Die Anforderungen des Lebens in der Natur sind nicht einem künstlichen Erfahrungsfeld entsprungen, sondern ergeben sich aus den Notwendigkeiten des (Über-)lebens. Dabei hat jeder und jede seinen/ihren Platz, an dem er/sie Fähigkeiten einbringen kann, die sonst verschüttet sind oder nicht geachtet werden. Scham oder Isolation, wie sie z.B. Kinder aus suchtbelasteten Familien kennen, spielen erfahrungsgemäß in der Wildnisgruppe eine geringere Rolle. Wir bieten mit unserem Angebot kein extremes Überlebenstraining, sondern einen Erfahrungsraum in einfachen natürlichen Zusammenhängen, aus dem jeder als Gewinner hervorgehen kann.
Im Rahmen des selektiven Präventionsansatzes können Jugendliche und junge Erwachsene in mehrtägigen Angeboten (u. a. Übernachtungen im Wald) Gemeinschaft erleben, ihre Fähigkeiten zeigen, sich mit ihren Ängsten auseinandersetzen und sich auf das Wesentliche konzentrieren. Sie schaffen Raum für Selbstreflektion und intensive Formen von Naturerfahrungen.
Seit 2015 nehmen Kinder, Jugendliche und Multiplikator*innen unsere Angebote wahr. Schulen, Einrichtungen der Jugendarbeit und Jugendhilfe, stadteilbezogene Projekte und Arbeitskreise aus dem Themenfeld Suchtprävention sind unsere Kooperationspartner.
Möglich gemacht wird dies durch die teilweise Finanzierung von Personalkosten aus Mitteln des Kreises, des Landes und durch Spenden aus der Bevölkerung.
Von 2018 bis 2022 bot der Caritasverband Westeifel e.V. im Rahmen der Schulung von Multiplikator*innen in Kooperation mit dem AWO Landesverband Saarland e.V., der Drogenhilfe Saarbrücken gGmbH, dem CePT - Centre de Prévention des Toxicomanies/Luxemburg , dem NABU Landesverband Saarland e.V. und dem Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz des Saarlandes die interregionale Fortbildung "Suchtprävention und Soziale Arbeit mit der Natur" an. Auf der Grundlage der Wildnispädagogik wurden die Multiplikator*innen aus sozialen, pädagogischen und therapeutischen Arbeitsfeldern befähigt, diese Inhalte angepasst auf das jeweilige Arbeitsfeld mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Familien übertragen zu können. Sei es in einem Wildniscamp oder auch in einer fortlaufenden Gruppenarbeit übers Jahr oder einzelnen Tagen draußen im Wald.
Ein wesentlicher Bestandteil der Fortbildung für Multiplikator*innen ist die Verbindung von Wildnispädagogik mit der sozialpädagogischen und (sucht-)präventiven Arbeit. Alle Erfahrungen und Kenntnisse, die die Gruppe im Wildniscamp erwerben, werden reflektiert, an welcher Stelle der Arbeit mit Klienten sie stehen, wo sie unterstützend wirken und wie sie eingesetzt werden können.
Und nicht zuletzt: die eigenen Erfahrungen während der Fortbildung sollen Begeisterung für das Leben im Wald wecken und befähigen, diese weiterzugeben, und so einem schwierigen Arbeitsfeld wieder neue Impulse zu geben.
Die Fortbildung und die daraus entwickelten Projekte wurden im Bereich des Sonderwettbewerbes "Soziale Natur" von der UN Dekade im Jahr 2019 ausgezeichnet.
Im Anhang finden Sie zum Download:
- unsere Jahresberichte ab 2015
- die aus den Fortbildungsmodulen hervorgegangene Broschüre "Suchtprävention und Soziale Arbeit mit der Natur"
- Der Sitzplatz - eine Anleitung zur Verbindung mit der Natur, zur Psychohygiene und Selbstfürsorge