Kultur des Willkommens schaffen
Von: Judith Rupp | 29. Juni 2014
Bistum Trier und Diözesan-Caritasverband Trier haben am 20. Juni, dem Weltflüchtlingstag, ihr Konzept zur Unterstützung von Flüchtlingen vorgestellt.
Bischof Dr. Stephan Ackermann sagte in Trier, mehr noch als das vorangegangene werde das 21. Jahrhundert ein "Jahrhundert der Flucht" sein. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind derzeit mehr als 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht (siehe Grafik links). "Das Thema wird die weitere Entwicklung unserer Gesellschaft sowie die Entwicklung Europas prägen", sagte Bischof Ackermann.
Er verwies auf Papst Franziskus, für den Migranten und Flüchtlinge kein Problem seien, das bewältigt werden müsse, sondern Geschwister, die aufgenommen und geachtet werden müssten. "Jeder Flüchtling ist ein Mensch mit unantastbarer Menschenwürde", betonte Ackermann. Im Sinne der Subsidiarität sei es gut, dass die Kirche in Fragen von Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung die Politik kritisch begleite. Das heiße aber nicht, eigene Verantwortung vorschnell abzuschieben. "Subsidiarität heißt zu schauen, was können wir kirchlicherseits tun, wo können wir helfen, wo sind wir gefragt als Institution, aber auch als Verbände, Einrichtungen, Gemeinden." Bei der Initiative von Bistum und Caritasverband gehe es darum, eine "Kultur des Willkommens" zu schaffen mit den Möglichkeiten vor Ort, um eine Atmosphäre der Gleichgültigkeit und der Ablehnung zu verhindern.
Diözesan-Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel berichtete von bereits bestehenden Angeboten der Caritas. Vor dem Hintergrund der seit einigen Jahren wieder steigenden Zahl der Asylsuchenden und Flüchtlinge sagte sie: "Die Flüchtlingsarbeit ist wieder ein Thema geworden, dem sich Kirche und Caritas nicht neu, aber mit neuen Herausforderungen stellen müssen." Gemeinsam mit dem Bistum wolle die Caritas die vorhandene Hilfsbereitschaft etwa in den Pfarrgemeinden aufgreifen und diese auf gut organisierte Weise für Asylsuchende und Flüchtlinge nutzbar machen.
Die Caritas knüpfe an den guten Erfahrungen mit Patenschaftsprojekten an und werde den bestehenden Förderfonds um den Bereich "Willkommenspaten für Flüchtlinge" ergänzen. Für drei Jahre stünden 391 500 Euro zur Verfügung. Damit können die örtlichen Caritasverbände sogenannte Ehrenamts-Koordinatoren einstellen, die dann die ehrenamtlich tätigen Menschen vorbereiten, unterstützen und begleiten. Es gehe um die Begleitung bei den ersten Schritten der Flüchtlinge: Hilfe beim Kontaktaufbau zu Behörden, beim Verstehen amtlicher Schreiben, bei der Begleitung zur Kita oder Schule oder beim Deutschkurs. "So bekommt Hilfe ganz früh ein Gesicht", betonte Kugel.
Dr. Hans Günther Ullrich, Abteilungsleiter Ehrenamt, Bildung und Gesellschaft im Bischöflichen Generalvikariat, erläuterte, für die Kirche laute die Fragestellung: "Was brauchen die zu uns geflüchteten Menschen in den verschiedenen Phasen ihres Ankommens und Lebens?" Dementsprechend habe das Konzept von Bistum und Caritas drei Säulen: Hilfsmöglichkeiten und -maßnahmen wie die Schaffung einer lokalen Willkommenskultur, Unterstützung in den Bereichen Wohnung/Unterkunft, Spracherwerb/Kommunikation und Integration in Arbeit; Unterstützung der kirchlichen Akteure vor Ort und Aktivitäten auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene. Dafür stelle das Bistum einen Betrag von 250 000 Euro im Jahr als "Flüchtlingsfonds" zur Verfügung. Eine Koordinationsstelle vergebe die Mittel "unbürokratisch" an Antragsteller aus dem kirchlichen Bereich.