"Sie haben letzten Sommer und auch im Nachgang vieles erlebt, das Sie belastet hat. Wir laden Sie ein, dies festzuhalten und loszulassen", formuliert die Pastoralreferentin Sabrina Koch bei einer Andacht Ende Juni im Neuerburger Stadtpark. Sorgen, Verluste und Ähnliches schreiben die Anwesenden auf große Pflanzenblätter und setzen diese auf die Enz, wo sie langsam dem Blick entschwinden.
Die genannte Andacht war Teil einer der drei Veranstaltungen zum Jahrestag der Flutkatastrophe vom Juli 2021, die der Caritasverband Westeifel e.V. mit den Dekanaten St. Willibrord Westeifel und Bitburg, sowie der katholischen Pfarrei Gerolsteiner Land organisiert hat. Immer dabei: Malteser und Diakonie.
Viel hat sich getan im letzten Jahr: Aufräumarbeiten sind erfolgt, Wiederaufbau wurde begonnen, Anträge wurden gestellt, Erlebtes wurde und wird noch verarbeitet, Gemeinschaft wächst zusammen. Vieles wurde erreicht, aber etliche Menschen warten nach wie vor noch darauf, ihr Haus wieder zu beziehen. Der Alltag hat wieder begonnen, aber dennoch sind noch viele Belastungen vorhanden. Die Jahrestagsveranstaltungen sollten dabei verschiedene Ziele verwirklichen: Zum einen wurde betroffenen Menschen und Helfer_innen gezeigt, dass sie und ihr Schicksal nicht vergessen wurden. Zum anderen boten sie die Möglichkeit, Helfer_innen "Danke" zu sagen und Menschen zusammenbringen. Letztendlich sollte aber auch gefeiert werden, was die Menschen in der Westeifel bereits geleistet haben.
Nach dem Auftakt in Neuerburg fanden zwei weitere Veranstaltungen in Gerolstein (09.07.) und in Kyllburg auf dem Stiftsberg (16.07.) statt. Die Eröffnung auf dem Gerolsteiner Brunnenplatz übernahm Landrätin Julia Gieseking, gefolgt von Grußworten durch den Gerolsteiner Stadtbürgermeister, Uwe Schneider, sowie Caritasdirektor Winfried Wülferath. Eine ökumenische Andacht diente dem Gedenken an das Erlebte, gefolgt von einem fröhlichen Part mit Live-Musik, Essen und Getränken, bei denen die Reservistenkameradschaft Gerolstein sowie die Gerolsteiner Brunnen tatkräftig unterstützten.
Eröffnung und Begrüßung in Kyllburg wurden von Landrat Andreas Kruppert sowie der stellvertretenden Caritasdirektorin Andrea Ennen übernommen. Zum Programm gehörten auch hier sowohl ruhige Zwischentöne als auch fröhliche Elemente, zu denen außer Livemusik ein umfangreiches Kinderprogramm mit Hüpfburg, Rennbahn und ähnliches gehörten. Gastgeber war das Bildungszentrum Stiftsberg. Zu den emotionalsten Momenten gehörte sicherlich das "auf die Reise schicken" kleiner Holzboote auf der Kyll, die Kinder der Grundschule Kyllburg gebastelt hatten.
Die Jahrestagsveranstaltungen stellen jedoch nicht das Ende der Fluthilfeaktivitäten des Caritasverband Westeifel e.V. dar, versichert Fluthilfekoordinator Dr. Alexander Knauf. Nach wie vor wird Betroffenen bei der ISB-Antragstellung geholfen, sie erfahren psychosoziale Beratung und können Wiederaufbauhilfen der Caritas beantragen. Gleichzeitig werden betroffene Gemeinden im Rahmen von sozialraumorientierten Projekten beim Wiederaufbau von Gemeinschaft unterstützt. "Das ist auch unsere Heimat", so Knauf, "und wir sind darauf vorbereitet, auch die nächsten Jahre bei den Menschen zu sein, die uns brauchen."